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werden, wenn man sich in den Küchen der Großen und
Reichen zu Jus de Tablette und ähnlichem Gebrauche
der Knochen bediente, weil sie eine nicht minder kräftige
Brühe geben, als das beste Fleisch. Die Armen wür-
den sich dann nicht mehr scheuen vor der Knochenbrühe,
welche, mit andern Nahrungsmitteln versetzt, unstreitig
eine kräftigere und gesündere Kost gibt, als Erdäpfel
oder Mehlspeisen. In einem so fruchtbaren Lande wie
Oesterreich sind freylich wohl nur wenige gezwungen,
sich auf Kost dieser Art zu beschränken ; allein in unsern
Zeiten, wo das Fleisch überall in so hohem Preise steht,
wäre es sehr zu wünschen, daß man den Verbrauch des-
selben durch Benutzung der Knochen verminderte.
Nach dieser Ausschweifung, welches vielleicht ein
Wort zu seiner Zeit war, zurück zu meinem Gegenstände.
Das Beysammenleben in Spitälern und Waisen-
Häusern findet nicht mehr Statt. Die Pfründler in den
ersten erhalten etwas Bestimmtes, diejenigen Kinder,
welche, wenn noch Waisenhäuser beständen, einen Pl^tz
darin finden würden, bleiben bcy ihren Aeltern oder
Verwandten, oder werden, gleich den Findelkindern,
untergebracht, und ihre Pfleger ziehen von der Versor-
gungs-Anstalt eine festgesetzte Summe. Unstreitig hat
diese Verpflegung der Waisenkinder manches Vorzug-
liche vor dem Zusammenwohnen in Häusern, wo sie nicht
selten verkrüppeln, vorausgesetzt, daß man in der Wahl
ihrer Pfleger sorgfältig ist. Bekannt mit einem großen
Theile von Deutschland, habe ich nicht selten die Be-
merkung gemacht, daß die Pflegeältern solcher Kinder
sehr wenig älterlich an ihnen handelten, und ihre Auf-
nähme als einen Erwerbszweig betrachteten. Man sin-
det unter solchen Personen gewissenlose, welche die Klei-
nen in den ersten Jahren der Kindheit schlecht nähren,
um von dem Kostgeld mehr für sich zu ersparen, wo-
durch eine Menge dieser Kinder hinweggerafft wird.